Weltkulturerbe für Grinzing

Weltkulturerbe für Grinzing


Geschichte des Leopoldsbergs
Der Leopoldsberg war zeitweise Regierungssitz der Babenberger und Habsburger. Er wurde erst um 1689 von Kaiser Leopold I. auf Leopoldsberg umbenannt. Davor hieß er Kahlenberg, dessen Name auf ein ausgestorbenes Ministerialengeschlecht erinnern soll.

Der Leopoldsberg war auf Grund seiner besonderen Lage seit Urzeiten besiedelt, wie viele Funde belegen. In diesem Auszug der Geschichte beginnen wir mit dem hl. Leopold III. der am 6. Jänner 1485 heilig gesprochen wurde und seit dem Jahre 1663 Schutzpatron Österreichs ist. Vielleicht schon unter Herzog Leopold III., spätestens um die Mitte des 13. Jahrhunderts, entstand neben dem Wachturm eine Burganlage, die mit Marmorbildsäulen und vielen Kostbarkeiten prachtvoll ausgestattet war.

Es ist nicht bewiesen, dass bereits Leopold III., mit seiner Frau Agnes auf dem Leopoldsberg residierte, aber sehr wahrscheinlich. In einer Grinzinger Chronik wird berichtet, dass Herzog Leopold III., im Jahr 1101 am Leopoldsberg mit dem Bau einer Burg begonnen habe. Es soll die Burg mit großer Pracht ausstattet haben. Ein Springbrunnen plätscherte im geräumigen Schlosshof. Er bewohnte diese Burg mit seiner Frau Agnes, auch holte er seinem ganzen Hof-Staat der zuvor in Melk war, auf seine Residenz. Die hl. Agnes war Tochter des Kaisers Heinrich IV. und Schwester des nachfolgenden Kaisers Heinrich V. Sie war Witwe von Herzog Friedrich I. von Schwaben. Agnes war eine vermögende Frau und finanzierte nicht nur den Bau der Burg, sondern auch den des Stifts in Klosterneuburg.
Als die Ungarn 1117 im Land einfielen, ließ Herzog Leopold III. die Burg stärker befestigen.

Nach dem Tod des Babenberger Herzogs Friedrichs II. des Streitbaren im Jahr 1246 lebte seine Tante Gertrud mit ihrem zweiten Mann, Markgraf Hermann von Baden, auf dem Leopoldsberg. Gertrud schenkte die Burg mit den angrenzenden Weingärten, Wiesen und Wäldern den Chorherren in Klosterneuburg.

König Ottokar von Böhmen dürfte mindestens zeitweise seine Residenz am Leopoldsberg gehabt haben, denn er stellte nachweislich am 22.7.1258 eine Urkunde aus. Auch König Ottokar schenkte die Burg den Chorherren, aber sie blieb auch danach noch immer in landesfürstlicher Verwaltung, zu wichtig war der strategische Platz wegen der umfassenden Aussicht nach Norden, Osten und Süden.

König Rudolf I. von Habsburg, übertrug seinen Söhnen Herzog Albrecht I. und Rudolf II. im Vertrag von Rheinfelden die Regierungsgeschäfte. Wie es zu dieser Zeit üblich war, wurden die Länder Österreich, Steiermark, Kärnten und der Krain an die Söhnen als Lehen vergeben.

Albrecht II. flüchtete vor den revoltierenden Wienern 1287-1288 mit seinem Hofstaat auf den Leopoldsberg. Eine fortlaufende Aufzählung der Bewohner der Burganlage wäre zu umfangreich. Aber das Ministerialengeschlecht der Kahlenberger (auch Kallenberger) als Namensgeber des heutigen Leopoldsberges muss erwähnt werden. Sie waren für die Waldbesitzungen des jeweiligen Landesfürsten verantwortlich.

Herzog Albrecht III. ließ 1377 viele qualitätsvolle Plastiken und Einrichtungsgegenstände in das neu errichtete Schloss Laxenburg überstellen.

Die Burganlage wurde nach Zerstörungen immer wieder instandgesetzt und blieb landesfürstlicher Besitz bis zum Verkauf durch den Religionsfond an das Chorherrenstift Klosterneuburg. Der Kaufpreis betrug 3.000.-- Gulden und der Kaufvertrag wurde am 7. Oktober 1787 abgeschlossen. Der Leopoldsberg ist somit die einzige Liegenschaft, die die Chorherren zweimal geschenkt bekamen und dann noch kaufen mussten.

Eine besonders bedeutende Persönlichkeit seiner Zeit, Charles Joseph Prince de Ligne (der Rosarote Prinz) hattte sich 1792 am Leopoldsberg eingemietet. Er richtete ein gotisches, ein türkisches und ein ägyptisches Zimmer ein. Die Burg war teilweise oder zur Gänze rosarot gestrichen. Zur gleichen Zeit wie de Ligne hatte sich auch Frau Traunwieser, die Mutter der schönsten Wienerin Theresa, am Leopoldsberg eingemietet.

Bedeutend war der nachfolgende Mieter - Mietvertrag von 1818, Fürst Johann I., von und zu Lichtenstein, der einen Tiergarten errichtete und den Nasenweg ausbauen ließ. Er hatte die Burg neugotisch umgestaltet und durch Feste und Veranstaltungen belebt.

Zur Zeit ist die Burg am Leopoldsberg ein aktuelles Beispiel für den Verfall eines unserer bedeutendsten Kulturgüter.
Der Grund dafür ist der Baurechtsvertrag vom 3.10.2007 zwischen den Klosterneuburger Chorherren als Eigentümer und Architekt Alexander Serda als Finanzier und Bauherren. Der Vertrag wurde auf 100 Jahre abgeschlossen wurde. Architekt Serda hat die Vertragsbedingungen nicht eingehalten, daher verfällt dieses historische Bauwerk zusehends.
Im Baurechtsvertrag steht, dass die Burganlage bis spätestens Anfang 2011 renoviert sein und der Zugang zu Burg und Kirche für kirchliche Veranstaltungen auch jetzt jederzeit möglich sein muß.
Das rechtsgültige Servitut sagt aus, dass der Zugang zur Kirche über den Hof wie auch der Zugang zum Kriegerdenkmal gewährleistet sein müssen. Die Durchsetzung der Servitutsrechte könnte nur von der Stadt Wien oder den Klosterneuburger Chorherren gegenüber Architekt Serda eingeklagt werden.
Der Döblinger Bezirksvorsteher Adolf Tiller hat jedoch schon im Bezirksparlament den Antrag an den Gemeinderat in Vorgesprächen abgelehnt.

Serda verweigert nicht nur den Wienern den Zutritt zum Burghof, obwohl die Wiener ein Servitutsrecht auf Begehung des Burghofes haben, sondern verweigert auch der zuständigen Pfarre, in der Kirche Messen zu zelebrieren. Das ist nur ein Beispiel wie Architekten mit Kulturgütern umgehen. Zum Glück ist der neue Dachstuhl aus dem Jahr 1892 noch intakt, ebenso die Dachhaut, sonst würde der Schaden schon irreparabel sein.

Die Vertreter der Chorherren dürften jedoch im Jahr 2013 Arch. Serda auf Erfüllung des Vertrages gedrängt haben, zumindest behauptete das Bezirksvorsteher Adolf Tiller in einem Bericht der Kronenzeitung vom 22. März 2013.